Chronik

Die Chronik des TuS Cremlingen 1946 e.V.

Wir, die Chronisten Lothar Elsner, Werner Kuhn und Eckehard Materne, berichten Euch nach Protokollen und Erinnerungen von Zeitzeugen aus der 50-jährigen Geschichte des Turn- und Sportvereins Cremlingen.

Nach dem Ende des Krieges diskutieren junge Männer in Cremlingen über die Gründung eines Sportvereins. Einige wollen eine politische Beeinflussung einbringen. Die politischen Motive werden jedoch zurückgestellt. Im März 1946 treffen sich ca. 25 Personen, dabei waren :

Willi (Bube) Schwarz, Otto Spilleke, August Steinmetz, Willi Ziebell, Rolf Selig und andere.

Unter der Leitung von Heinz Jungblut gründen sie im Gasthaus Weber den Turn- und Sportverein Cremlingen.

Zur Erinnerung: Zu dieser Zeit wird Deutschland noch von den Siegermächten regiert. Für Cremlingen ist die englische Militärregierung zuständig. Viele Männer kommen aus der Kriegsgefangenschaft oder lassen sich als Vertriebene in Cremlingen nieder. Es ist die Zeit der Entnazifizierung. Die Engländer verlangen, dass, wer für einen Sportverein verantwortlich sein will, entnazifiziert sein muss. Er muss ein politisches Entlastungszeugnis vorlegen. Die Vorstände bzw. Verantwortlichen des Vereins wechseln daher kurzfristig. Es tauchen Namen auf wie: Gustav Neumann, Bube Schwarz, Gustav Walkerling, Klaus Bajohra, Günter Rubin, Johann Konietzko, Heinrich Kotzmann und Willi Ziebell. Am 04.07.47 stimmt die Militärregierung der Vereinsgründung zu.

Abteilungen wie Fußball, Handball, Turnen und eine Laienspielgruppe werden gegründet. Erster Sponsor des Vereins ist der Pächter des Rittergutes Cremlingen, Herr Dr. Wäthjen, der u.a. Gespanne für Arbeiten am Sportplatz und landwirtschaftliche Fahrzeuge zum Transport von Aktiven zu den Auswärtswettkämpfen zur Verfügung stellt. Die aktiven Damen werden aber auch mit dem Fahrrad von ihren Kavalieren zu den Auswärtsspielen gefahren.

Als Sportplatz steht ein Gelände am Ortsausgang in Richtung Abbenrode, gegenüber der sogenannten " Todeskurve " zur Verfügung. Dieser Sportplatz wird später in Richtung Schandelah, nördlich des Kirchenholzes verlegt.

Es ist die Zeit der Mangelwirtschaft und der Bezugsscheine. Das Zahlungsmittel ist die Reichsmark.

Der Erwerb von 2 Paar Fußballschuhen auf Bezugsscheine ist im Protokoll festgehalten. Das 1. Geschäftsjahr des Sportvereins wird mit einem Plus von 800 Reichsmark abgeschlossen.

Dr. Müller leitet eine Laienspielgruppe. Die Theaterleute spielen Geld ein. Es kommt zu Unstimmigkeiten über die Verwendung der Finanzen. Die Laienspielgruppe trennt sich vom Sportverein.

Cremlingen hat auch eine Damen-Handballmannschaft. Natürlich wird nicht in der Halle, sondern im Feld gespielt.

Heinz Jungblut organisiert im Juni / Juli 1949 mit den Fußballern eine Englandfahrt. Pro Person sind 100,- DM aufzubringen. Für damalige Verhältnisse sehr viel Geld. Von den Cremlinger Fußballern nehmen an dieser Reise neben Heinz und Lisa Jungblut teil:

Dr. Karl-Heinz Matheis, Willi Bormann, Schorse Hübner, Hansi Klenke, Fritz Moll, Wolfgang Weber-Schönian und Klaus Bajohra als Mannschaftsführer.

Das Auftreten und die Leistungen der Fußballer werden in der englischen Öffentlichkeit positiv herausgestellt. Dabei ist zu bemerken, dass die Deutschen und Engländer bis vor kurzer Zeit in einem furchtbaren Krieg noch Todfeinde waren. Durch den Sport sollten die Menschen wieder zueinander finden.

Im Jahre 1950 wird eine Tischtennis-Abteilung gegründet. Als Übungsleiter steht Hans-Georg Helms zur Verfügung. Werner Materne übernimmt eine Abteilung Gesang. Es ist nicht schriftlich festgehalten, ob aus dieser Abteilung der Gesangverein hervorgegangen ist.

Der TuS Cremlingen entwickelt sich zum Fußball- und Tischtennisverein. Der Sportplatz befindet sich jetzt dort, wo heute die Schule steht. Auf Kreisebene wird guter Fußball gespielt. Das Mähen der Spielfläche ist nicht erforderlich. Diese Arbeit übernehmen die Schafe, die dort grasen. Zu den Auswärtsspielen wird mit Bussen gefahren. Die Seele des Vereins ist Gustav Walkerling. Ein Höhepunkt ist ein Sieg der Fußballer gegen Eintracht Braunschweig.

Tennis- und Schwimmabteilungen werden ins Gespräch gebracht. Es scheitert jedoch an den finanziellen Möglichkeiten. In der Jugendabteilung sind tätig:

Walter Blümel, Heinz Eggelsmann, Herbert Sander, Willi Klenke, Werner Oeft und Gustav Walkerling. Ernst Krüger repariert an fast jedem Wochenende die Fußballtore.

Durch den Bau der Schule muss der Sportplatz verlegt werden und zwar nach dort, wo er noch heute ist. Die Ausmaße sind weltmeisterlich. Duschen gibt es nicht. Umgezogen wird sich in der freien Natur oder in einer Bretterbude, die auch als Lagerraum für Geräte und Kreide dient.

Die Einweihung des neuen Sportplatzes findet im Rahmen einer Sportwoche im Jahre 1963 statt. Tischtennis wird auf dem Saal von Lotte Weber gespielt.

Die Fußballer erringen 1966 die Kreismeisterschaft. Der 1. Vorsitzende, Dieter Berg, und der ”Oberpolier” Horst Schillack (Protokoll Auszug) schmieden Baupläne für die Errichtung eines Sportheimes. Der Grundbau steht 1970. Die Einweihung wird im Rahmen des 25-jährigen Vereinsjubiläums 1971 gefeiert.

Eine Altherren-Fußballmannschaft wird gegründet. Im Jahre 1974 gewinnen die Fußballer die Kreismeisterschaft gegen Bettmar. Durch die Gebiets- und Verwaltungsreform wird der Landkreis Braunschweig am 01.04.74 aufgelöst. Der TuS spielt nun in der Kreisliga Wolfenbüttel.

Die Altherrenfußballer des ehemaligen Landkreises Braunschweig haben durch die Reform nun keine Punktspiele mehr. Deshalb gründen sie eine Pokalrunde und spielen in jedem Jahr den Feldschlösschen-Pokal aus. Die alljährlichen Siegerehrungen finden im Rahmen schöner Feiern statt.

August Stürnberg ist 1. Vorsitzender. Das Sportheim wird erweitert. Es soll ein Quasi-Ersatz für eine Sporthalle sein. Nach 5-monatiger Bauzeit wird der Anbau im Rahmen einer Sportwoche am 14.06.75 eingeweiht. Der TuS hat 240 Mitglieder.

Die Tischtennisabteilung wird erneut ins Leben gerufen. Frau Haase leitet die Damen-, Kinder- sowie die Mutter und Kind Gymnastik. Tischtennis wird im Sportheim gespielt, die Gymnastik wird in der Schule durchgeführt. Die Mitgliederzahl steigt auf 340.

Der Wunsch nach einer Sporthalle in Cremlingen wird drängender. Der Bürgermeister, Herr Jochen Reuer, auch City-Jochen genannt, will sich für den Bau einer Sporthalle einsetzen. Das Sportgelände wird zum Volksfestplatz und leidet sehr zum Ärger der Aktiven. Eine 2. Spielfläche wird hergerichtet.

Die Cremlinger Schule wird renoviert und zur Sonderschule für den Landkreis Wolfenbüttel umfunktioniert. Diese Chance lässt sich unsere Bürgermeisterin und Kreistagsabgeordnete, Frau Margrit Kruse, nicht entgehen. Mit Charme und Ausdauer setzt sie durch, dass in Cremlingen eine Sporthalle gebaut wird. Am 10.04.86, bei Matsch und Schnee, erfolgt der 1. Spatenstich durch Herrn Oberkreisdirektor Dr. Koneffke.

Am 04.07.87 wird der "Cremlinger Sportpalast" im Rahmen einer Blau-Weißen-Feier seiner Bestimmung übergeben. Zur Eröffnung stiftet der Bürgermeister der Gemeinde Cremlingen, Herr Gerhard Seidenkranz, einen Wanderpokal, der in jedem Jahr von den Altherren-Fußball-Mannschaften der Gemeinde Cremlingen im Rahmen eines "Bürgermeister-Pokal-Turniers” ausgespielt wird.

1. Vorsitzender ist Herr Manfred Altenburg-Herfurth. Im Rahmen des Hallenbaues wird die gesamte Sportanlage renoviert. Ein 2. Platz wird an neuer Stelle errichtet. Hubert Berndt baut zum wiederholten Male eine Flutlichtanlage. Neue Sportarten werden in Cremlingen ausgeübt. In der Halle finden statt: Volleyball, Badminton, Basketball, Tischtennis, Tanzsport, Koronarsport, Gymnastik, Rückenschule, Seniorensport, Hallenfußball und Polizeisport. Es werden Turniere durchgeführt. Die Halle wird auch für Festlichkeiten genutzt. Die Mitgliederzahl steigt auf über 500.

Unter dem Trainer Wolfgang Schöbel steigt die 1. Fußballmannschaft in die Kreisliga und im nächsten Jahr in die Bezirksklasse auf. Die Volleyballer sind sehr erfolgreich, die Badmintonabteilung stellt Kreis- und Bezirksmeister.

Ein Höhepunkt ist die Teilnahme von fast 100 Sportlern des TuS Cremlingen an einer Sportstafette zu Ehren des 40. Geburtstages der Bundesrepublik Deutschland 1989. Die Sportler tragen das Staffelholz über einer Strecke von ca. 12 km durch die Gemeinde Cremlingen.

Deutschland ist wieder vereint, die Mauer ist gefallen. Zu Traktor Wackersleben im Landkreis Oschersleben in Sachsen-Anhalt entwickeln sich sportliche und freundschaftliche Kontakte.

Für den 1. Vorsitzenden wird durch den Fall der Mauer der Weg in seine alte Heimat Obhausen in Sachsen-Anhalt frei. Herr Manfred Altenburg-Herfurth entscheidet sich für seine alte Heimat und kandidiert nicht mehr für den Vorsitz im TuS Cremlingen.

Wolfgang Niemann wird 1. Vorsitzender. Ein Förderverein, es sind Cremlinger Geschäftsleute, leistet finanzielle Unterstützung für die 1. Fußballmannschaft. Der erhoffte sportliche Erfolg stellt sich jedoch nicht ein. Die 1. Fußballmannschaft steigt aus der Bezirksklasse ab. Es stellt sich heraus, dass neben der wichtigen finanziellen Unterstützung jedoch hauptsächlich sportliche Leistungen und gute Kameradschaft Garanten des Erfolges sind.

Die Vereine allgemein, auch der TuS Cremlingen haben nicht mehr den Zulauf der vergangenen Zeit.

Allgemein ist auch die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Tätigkeit im Verein rückläufig. Ein Verein wird aber auf Dauer nur erfolgreich sein können, wenn sich Frauen und Männer für ein Amt zur Verfügung stellen.

An dieser Stelle bedanken wir uns im Namen aller Vereinsmitglieder bei den Sportfreunden, die den Verein langjährig geführt und vorangebracht haben. Dies waren unter andern in den Jahren ab:

1946

Heinz Jungblut

1947

Gustav Neumann, Gustav Walkerling, Rudolf Lampe, Willi Schwarz, Johann Konietzko, Heinrich Kotzmann, Willi Ziebell, Klaus Bajohra, Ursel Drages, Walter Beier, Willi Klenke, Herbert Oeft

1950

Friedrich Schulte, Hans Swade, Richard Schwarz, Herbert Sander, Hans-Georg Helms, Helmut Kalkhahn, Heinz Eggelsmann, Horst Schillack

1958

Rolf Selig, Werner Gülle

1962

Heinz Rode, Willi Bormann, Ernst Krüger, Egon Siedentopf

1966

Ernst Lange, Manfred Schwarz, Karl-Heinz Kuhn, Eberhard Otto, Lothar Gonser, Lothar Elsner

1968

Dieter Berg

1971

Detlef Junge

1972

Rüdiger Steinmetz

1973

Eckehard Materne

1974

August Stürnberg, Wolfgang Sprötge

1975

Elke Sprötge

1978

Werner Kuhn, Lothar Bansen

1979

Hannelore Fock, Peter Gonser

1980

Heidi Hädicke, Wolfgang Oeft

1982

Manfred Altenburg, Uwe Sauer, Manfred Fricke

1986

Bernd Oeft, Bernd Pletschen

1989

Jochen Hädicke

1990

Wolf-D. Karnbach, Rosi Fricke, Bernd Querfurth

1992

Wolfgang Niemann, Uwe Bendorf, Wolfgang Sander, Peter Possekel, Ingo Naber

1994

Götz v. der Wense

Weiterhin bedanken wir uns bei allen Übungsleitern, Trainern, Mannschaftsführern, Förderern, der Gemeinde Cremlingen und den Freunden des Vereins für die geleistete Arbeit und Unterstützung des Vereins.

Zum Schluß möchten wir die Sportfreunde erwähnen, die sich für den Sport und den Verein besonders verdient gemacht haben und in diesem 50-jährigem Zeitabschnitt zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden.

1953

Fritz Schöppenthau

1966

Heinz Rode

1974

Gustav Walkerling, Horst Schillack


Die Chronisten wünschen dem TuS und seinen Mitgliedern eine schöne Geburtstagsfeier, eine gute Zukunft, Spaß und Erfolg bei den sportlichen Betätigungen.

 

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